• Wohnprojekt bietet Krisenplätze für junge Frauen aus Bayern, die von drohender oder erfolgter Zwangsverheiratung betroffen sind
  • Über 500 sichere Nächte: Schutz vor Zwangsverheiratung und Bedrohung aus den Familien
  • Kontakt zum Projekt über die kostenfreie Notruf-Nummer 0800 4151616 oder die Internetseite www.scheherazade-hilft.de

Bayern, 28. Mai 2013 – Ein Jahr nach Gründung zieht das bayerische Wohnprojekt Scheherazade positive Bilanz zu erfolgreicher Hilfestellung: Junge Frauen zwischen 18 und 21 Jahren, die von drohender oder erfolgter Zwangsverheiratung betroffen sind, erhalten hier Zuflucht. Seit Fertigstellung der Wohnung im August 2012 fanden Frauen hier insgesamt 513 Nächte Sicherheit.

Bei der Hälfte der Frauen, denen Scheherazade bislang helfen konnte, war eine Zwangsverheiratung konkret geplant und konnte verhindert werden. Fast alle weiteren Frauen suchten Schutz, weil ihre Verwandten sie im Namen der so genannten „Ehre“ bedrohten. Eine Frau war bereits zwangsverheiratet worden.

Beratung für Frauen und Helfer

Die drei vorhandenen Krisenplätze mit einer Verweildauer von jeweils bis zu zehn Wochen begleitet Scheherazade mit intensiver Betreuung. „Die Frauen finden bei Scheherazade unbürokratisch und schnell Hilfe und Geborgenheit“, sagt die Projektverantwortliche Juliane von Krause. „Doch auch aufmerksame Dritte wie Vertrauenspersonen und Helfer beraten wir.“ Denn die Frauen wenden sich in wenigen Fällen selbst an das Projekt: Häufig nehmen Hilfsorganisationen, die Polizei oder auch Schulvertreter oder Freunde den Kontakt zu Scheherazade.

Obwohl viele der Frauen in Deutschland geboren oder aufgewachsen sind, spielt zur Heirat ihre ursprüngliche Herkunft oder die der Eltern eine Rolle für die Familie: So half Scheherazade meist Betroffenen mit familiärem Bezug in die Türkei oder Afghanistan. Zu den weiteren Herkunftsländern zählen Pakistan, Somalia sowie Kroatien, Mazedonien, Serbien und Albanien/Kosovo.

Umgang mit der Bedrohung – und der Zukunft

Die Schutzwohnung, deren Adresse zur Sicherheit nicht bekannt gegeben wird, ist ein Raum für Ruhe und Zukunftspläne. „In intensiven Gesprächen erarbeiten wir gemeinsam eine Zukunftsperspektive mit den jungen Frauen“, sagt von Krause.

Drei Hilfsszenarien gibt es nach dem Aufenthalt im Wohnprojekt:

  1. Von den bisher unterstützen Frauen kehrten knapp 40 Prozent – nach Intervention und Gefahrenabschätzung durch Scheherazade – in die Herkunftsfamilie zurück unter der Voraussetzung, dass die Zwangsverheiratung von den Eltern nicht mehr forciert wird. Das Wohnprojekt stellt sicher, dass eine Kontaktperson die weitere Entwicklung verfolgt.
  2. Dieselbe Anzahl an Frauen entschied sich für eine räumliche Trennung von der Herkunftsfamilie und für eine eigene Wohnung, die Unterbringung in einem Frauenhaus oder in einem Ausbildungs- oder Studierendenheim.
  3. Ein weiteres mögliches Szenario ist die sichere Unterbringung bei Verwandten oder Freunden.

Der Fall Feride, 19 Jahre alt
So konnte sich Scheherazade etwa für die 19-jährige Feride einsetzen: Feride legt großen Wert auf ihre Ausbildung, als ihre Eltern sie mit einem Mann in der Türkei verheiraten wollen. Sie lernt ihn kennen, will jedoch niemanden ohne Deutschkenntnisse und eigene Ausbildung heiraten. Als sich Feride gegen die Heirat zur Wehr setzt, erfährt sie massiv Gewalt in ihrer Familie. Ihre Berufsschullehrerin wird auf Verletzungen am Körper der jungen Frau aufmerksam, woraufhin die Sozialarbeiterin der Schule Feride an Scheherazade vermittelt.

Nach einigen Telefonaten und Erläuterung der Regeln zum Schutz des Wohnprojekts, nimmt Feride einen Krisenplatz an. Ihr Ausbilder zeigt Verständnis und bietet ihr eine Auszeit an. Da sich Feride langfristig einen Bruch mit ihrem Elternhaus nicht vorstellen kann, werden weitere Vertrauenspersonen einbezogen: Über die Vermittlung durch eine Tante und eine Großmutter wird die Hochzeit in der Türkei abgesagt, Feride kehrt nach einigen Wochen zu ihren Eltern zurück. Die Schulsozialarbeiterin ist auch weiterhin eingebunden, um auf erneute Gewalt oder Heiratspläne reagieren zu können.

Scheherazade hilft

Scheherazade ist ein Wohnprojekt mit Krisenplätzen für junge Frauen aus Bayern, die von drohender oder erfolgter Zwangsverheiratung betroffen sind. Auch kurzfristige Notaufnahmen sind möglich. Projektträgerin ist die STOP dem Frauenhandel gGmbH. Das Projekt Scheherazade wird vom Bayerischen Staatsministerium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen gefördert.

Eine Weiterleitung der Notfallnummer an Betroffene und die Information über das Angebot kann Menschenleben retten und Gewalt verhindern.
Notruf-Nummer: 0800 4151616 (vom Festnetz und allen Mobilfunknetzen kostenfrei)
E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!, Weitere Informationen unter: www.Scheherazade-hilft.de

Das Projekt ist auf Spenden angewiesen:

STOP dem Frauenhandel gGmbH Liga Bank München IBAN:
Verwendungszweck: BLZ 75990300  DE 08750903000002298201
Spende Scheherazade Konto 2298201 BIC: GENODEF1M05

Pressekontakt

Antje Rudolph, Telefon: 040 63692981, E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!

Scheherazade hilft

Juliane von Krause, Geschäftsführerin
Telefon: 089 38534454 
E-Mail:  Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!  
STOP dem Frauenhandel Ökumenische gGmbH
Schwanthalerstraße 79
80336 München

     
            
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